Die Zeit, sie klopft leis an unsere Tür, tritt ein, ohne zu fragen.

Sie ist unser stiller Begleiter. Nie aufdringlich, und nur wer genau hinsieht, erkennt ihr Werk. Zeit, ist etwas Wunderbares und gleichzeitig grausam. Sie bringt Dinge zu Ende, lässt als Seelenbalsam den Mut da und die Hoffnung, und zeigt dir den Neuanfang. Neuanfangen, von vorne beginnen, da wo ich schon mitten drin bin. Mit meinem Kind. Mit meinem kleinen Zauberwesen. Und mit der Zeit, die meinem Kind lange Wimpern schenkt und mir graue Haare. Aber wir wachsen gemeinsam, in eine wundervolle Zukunft, die gerade begonnen hat.

Mein kleiner Schatz, meine Eden.

(Fotos von Jana Salzmann Photography)

Mit dir im Tragetuch beende ich jeden Tag unserer Tage, mit dir an meinem Herzen deine zappelnden Händchen, die keine Ruh finden. Deine Beinchen, die im Takt gegen meinen Bauch schlagen. All die Eindrücke, die Geräusche, das Parfum deiner Patentante Gabriela. Ihr erster Besuch, euer erster Augenblick, dein Gesichtchen an ihre Brust gedrückt, wie du geschlafen hast, als wären du und sie immer schon verbunden. Dein Lächeln für sie allein. Und wo heute ich dich in den Schlaf wiege, hat es gestern sie getan und im Herzen verbunden, gehört sie in unseren Verbund, in unsere Gang, in die Familie, die wir selbst gewählt haben. Auch wenn heute Abend wieder 1000 km zwischen uns liegen, so tanzen wir zusammen durch die Wohnung, machen dieses alte Parkett zu unserer Tanzfläche, tanzen Samba die ganze Nacht für dich.

Denn dies, mein Kind, ist meine neue Bühne, mein ganz eigenes neues Leben, meine Masterclass, an deiner Seite.

Das Licht, das sich im fahlen Weiß des Vorhangs bricht.

Die Musik, die über dir die Teddys tanzen lässt.

Dein voller Bauch, der dich satt und zufrieden macht, die Windel, die nicht voll ist.

Dann wieder das Sonnenlicht und die Musik.

Dein Leben ist leicht. So leicht.

Die Fürsorge, die du erfährst, die Liebe und die Aufmerksamkeit. Urvertrauen will ich dir schenken, in das Leben. Du darfst wissen, dass alles gut ist. Dass ich da bin. Und wenn irgendwann der böse Räuber unterm Bett sein Unwesen treibt, dann werde ich dir helfen, ihm mit Mut entgegenzutreten um ihn in die Flucht zu schlagen.

Und dann das Licht, dass im Vorhang spielt und deine Stimme, die mir verrät, dass du schon wieder Hunger hast. Das Leben in all seinen Facetten zeigt sich in deinen Augen nochmal ganz neu.

Ich weiss nicht, wo anfangen, also fang ich oben an. Deine Haare sind so weich wie die Blüten meines geliebten Schlafbaums. Deine Ohren sind genauso, wie auf dem einen Ultraschallbild. Deine Augen haben die gleiche Form wie meine. Deine Nase ist so unglaublich süss. Deine Lippen machen einem perfekten Schmollmund alle Ehren. Deine niedliche Speckfalte am Hals riecht nach dir und ein bisschen nach Milch, weil es diese eine Stelle ist, wo sich der ein oder andere Schluck versteckt. Deine winzigen Ärmchen, die keinen Muskeltonus mehr haben, wenn du im Milchkoma bist. Deine Händchen, der Mittelfinger der gleiche wie der von deinem Opa und von mir. Dieses Händchen, das sich um meinen Finger legt und mich festhält, wenn du in meinen Armen schläfst. Und dann dein Herz. So kraftvoll und stark. Es schlägt mit der Welt um die Wette und wenn du auf meiner Brust liegst und unsere Herzen aneinander schlagen, dann war ich nie stärker und nie größer als mit dir und durch dich.

Du und ich, das ist die ganz große Liebe.