Mami Fortuna
Aus dem Haus links bin ich in die nächste Straße eingebogen. Ein paar Häuser weiter hab ich mich in ein kleines Restaurant gesetzt, das mit Steinofenpizza wirbt. Es ist leer. Mein Look, ungeschminkt und mit Hoody, passt wunderbar. Ich packe meinen Laptop auf den Tisch und bestelle einen Campari Soda. Einen Großen. Und da sitze ich nun, nach all diesen Monaten. Ohne Schreiben und fühle mich wie eine Verräterin, die reumütig nach Hause kehrt. Zurück zum Schreiben. Für so Vieles haben mir die Worte gefehlt. Und der Mut, die Dinge beim Namen zu nennen.
Heute vor genau 5 Monaten habe ich mein Kind geboren. Wenige Wochen nach Geburt ist die Beziehung zu Edens Papa auseinandergebrochen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ausgerechnet mir so etwas passiert. Im Ausnahmezustand alles aufrechterhalten, stark sein, sich selber auffangen, wenn da niemand anders ist. Dieses wundervolle kleine Baby. Mama und Papa sein. Gute Eltern werden, trotz allem. Die Stopptaste suchen. Den Pausenknopf. Kassette wechseln. Oder den Film. Wo ist der Ausgang?
Und so sitzt heute Abend Mami Fortuna vor mir und erzählt von mir, die bunter nicht sein könnte, gesegnet mit so vielen Talenten, mit Feuer und Temperament, und einem Lebenswillen so groß, wie mein Herz. Sie berichtet mir, von wundervollen Reisen mit einem zuckersüßen Mädchen und spannenden Projekten. Von großen Abenteuern und windigen Zeiten. Sie erzählt mir von meinem Löwenmut und meiner wahren Größe. Von meinem Federnkleid und den mächtigen Flügeln, die zum Fliegen gemacht sind. Sie erzählt mir von einer großen Liebe, die mir irgendwann begegnen wird und einem Mann, der mich sehen kann. Dazwischen hält sie meine Hand und macht mir Mut.
Was mir heute bleibt, ist einfach weiter zu machen. Ohne So Tun Als Ob.
Das hier, das bin ich.
Voller Vertrauen, dass der große Plan am Ende alles im Griff hat.Mit gebrochenem Herzen. Und die Zeit wird mir zum Helfer und die Liebe mir zum Heiler.
Mami Fortuna, die mir zuzwinkert.
„Fliegen lernt man fliegend, mein Kind. So geh und such dir deinen Himmel“
(Fotos von Grit Siwonia Photography)