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DAILY STORIES

Freiflug

2. November 2019 / Blog
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Wenn ich in 2 Wochen 37 Jahr alt werde, tue ich das mit leichten Füssen. 37 zu werden ist etwas Großartiges.
Es ist wie der erste Sprung von einem 3 Meter Sprungturm. Wenn wir einmal gewagt haben, den Schwung des Brettes zu nutzen und in der Luft sind, dann gibt es kein Zurück.


37 werden. Ich bin mitten drin. Mitten im Freiflug, mitten im „ich kann nie wieder zurück“. Zurück will ich gar nicht, nur manchmal vielleicht ein paar Minuten lang die Zeit anhalten. Dann wenn ich mit Freunden an einem Samstagnachmittag Prosecco trinke, oder die Sonne unter geht, dann würde ich gerne ein paar Atemzüge die Zeit anhalten.


Wenn in Rom die Band Gitarra Magica spielt, dann würde ich gerne stopp drücken. Der Moment, in dem mein Baby mich zum ersten Mal ansieht, da will ich zuhause sein.

Zwei Zahlen, die viele Geschichten erzählen. Heute noch, endet der Ruf der Ferne nie. Seit 7,5 Jahren lebe ich nun in Berlin, aus den Fängen des Alltags der Schweiz befreit, bin ich als Suchende hier gestrandet, um dann nach 7 Jahren festzustellen, dass das Suchen irgendwie nie aufhört.

Mein wildes ungestümes Gemüt hat immer dann Heimat erfahren, wenn die Heimat nur in weiter Ferne zu erhoffen war.
Die Dinge laufen nicht immer wie man es sich wünscht, aber immer so, wie sie sein sollen.


Und so ertrinken Geschichten manchmal in der Illusion, dass sie für immer sind. Abschied nehmen. Loslassen.

Irgendwo in der Parisbar holt mich heute die Einsamkeit ein. Sie entwächst meinen Moules mariniaires, vermischt sich mit dem Duft von geschmorten Zwiebeln und Weisswein und steigt mir in die Nase. Sehnsucht streicht mir um meine Beine, wie eine Katze, die auf der Straße lebt und sich nach Streicheleinheiten sehnt.


Wohin liebes Leben geht die Reise? Und wann sind wir endlich da?

(Fotos von Grit Siwonia Photography)

Geburt

26. Oktober 2019 / Blog
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Mit dir in mir bin ich in den Frühling spaziert. Und heute tanzen wir in einen Herbst, der voller Sonne durch unsere Tage zieht. Ich finde langsam wieder zurück zu mir. Meine Tochter kam vor 3 Monaten mit einem Kaiserschnitt zur Welt, nach 25 Stunden Wehen. Ich wusste, dass etwas nicht gestimmt hat, habe darauf bestanden, dass wir sie holen und nicht weiter üben. Die Ärzte waren der Meinung, ein Wehentropf würde helfen. Ich verliess mich auf meinen Instinkt, habe dafür gekämpft, dass mein Bauchgefühl ernst genommen wird. Irgendwann haben die Ärzte eingelenkt. 4 Stunden später, Eden schlummerte in meinen Armen, kam die Oberärztin und meinte, ich solle mir stets mein Bauchgefühl bewahren, wir hätten gut daran getan, die Kleine zu holen, da es natürlich nicht mehr geklappt hätte.

Es ist nicht immer leicht, in einer Welt voller Erwartungen gegen den Strom zu schwimmen. Auch ich wollte natürlich gebären. Aber ich habe mich dafür entschieden, als die Fruchtblase geplatzt ist, dass ich offen und bereit bin für unsere ganz eigene Geburt und Geschichte. Das Schicksal sucht sich seinen Weg. So habe ich losgelassen und die Kontrolle abgegeben.

Seit vielen Jahren vertraue ich auf mich, vertraue darauf, dass ich weiss, was richtig ist. Und so ist mein Baby auf die Welt gekommen. Doch ein Kaiserschnitt ist kein Spaziergang und nicht „die einfache Alternative“. Oft nötig, aber nie Weg des geringsten Widerstandes. So heilt meine Wunde innen wie außen und mein Körper braucht Zeit, sich neu zu sortieren.

Auszeit

17. Oktober 2019 / Blog
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Alltagsauszeiten, da nehmen, wo du stehst.

Augen zu, Musik an, den Maithai in der Hängematte, Pasta unterm Sonnenschirm, den Campari an der Poolbar.

Beam dich dahin. Auszeit. Atmen.

So tief du kannst. 5 Minuten.

Und dann gehts weiter. Egal wer du bist, ob Mama oder Businessfrau, oder beides.

Das Leben ist schnell und oft auch laut, und während ich meine Welt organisiere, liegt Eden lächelnd in meinem Arm und nuckelt an ihrem Daumen. Alles zu seiner Zeit. Drunter und drüber.

Mit Ruhe und Hingabe.

Manchmal multitasking.

Aber immer mit Liebe.

Heimat

11. Oktober 2019 / Blog
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Heimat finden, kommt nach dem Suchen.

Heimat, da wo rastlose Gedanken nachts an den kalten Betonfassaden Berliner Altbauten abprallen.

Heimat, da wo meine Welt leise ist, das leise Atmen meines Kindes mir zum Puls der Zeit wird.

Heimat, wenn man scheitert und verliert.

Heimat, hier bin ich zuhause.

Mein Herz will Heimat finden.


Aufstehen, die Krone richten, umfallen, nochmal die Krone richten.
Sitzenbleiben. Heute bleibe ich sitzen, solange bis ich weiss, was ich wissen will.
Wo ist deine Heimat? Bist du in der Liebe zuhause? Bist du schon angekommen?


Und während ich schreibe, fliesst roter Himmel anschmiegsam um meine geliebte Bergkette.